Dr. Margaret Brugman ist Bremerhavener Frau des Jahres
Täglicher Kampf für die Rechte der Frauen
Traditionell am Internationalen Frauentag (8. März) hat der Landesfrauenrat Bremen (bfa) die Frau des Jahres ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde erstmals auch die Bremerhavener Frau des Jahres geehrt. Es ist Dr. Margaret Brugman, die Fachbereichsleitung Migration der AWO Bremerhaven. Zur 25. Bremer Frau des Jahres hat die Jury, bestehend aus dem geschäftsführenden Vorstand des Landesfrauenrats und zwei externen Mitgliedern, Virginie Kamche gewählt. In feierlicher Atmosphäre wurden beide Frauen des Jahres in der Oberen Rathaushalle in Bremen geehrt.
„Das diesjährige Motto '#DieMachtderFrauen – Sichtbar. Streitbar. Solidarisch.' zeigt, dass Frauen auch 2023 für die Durchsetzung ihrer Rechte und für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen. Der Gender Pay Gap – also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern – beträgt in Bremen auch heute noch 20 Prozent bezogen auf den Bruttostundenlohn. Für Migrantinnen ist diese Lücke noch deutlich höher. Aus diesem Grund ehren wir heute mit Virginie Kamche und Dr. Margaret Brugman zwei Frauen, die sich tagtäglich für die Rechte dieser Frauen einsetzen und dafür kämpfen, dass sie ihre Potenziale verwirklichen können,“ sagte Frauensenatorin Claudia Bernhard. Virginie Kamche vom Afrika Netzwerk Bremen engagiert sich seit vielen Jahren für die Rechte von Menschen mit afrikanischen Wurzeln im Land Bremen und kämpft besonders für die afrodeutschen Frauen, die es häufig besonders schwer haben.
In der Laudatio für Margaret Brugman sagte ihre Kollegin Katrin Hill, Koordinatorin der Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen MARIE: „Dr. Brugman als erste Bremerhavenerin für Nominierung zur Frau des Jahres aufzustellen, fiel uns allen sehr leicht, weil sie es für jeden von uns ohnehin bereits war.“ Migration und die Gleichstellung der Frau, besser die Gleichstellung aller Menschen, seien ihre zentralen Themen. Deshalb liebe sie ihren Arbeitsplatz im Willkommenszentrum CONNECT zwischen den Klassenräumen der Willkommensklassen; zwischen all den Kindern aus unterschiedlichen Ländern, die bereits in ihren kurzen Leben teilweise traumatische Erfahrungen in sich tragen; doch in diesen Klassen und vor allem in den Pausen seien sie unabhängig davon und erleben Toleranz und Respekt. Katrin Hill: „Bereits hier beginnt für Frau Dr. Brugman gelebte Teilhabe, Integration und das Verständnis von Gleichberechtigung. Dabei nutzt sie nicht nur all ihre Kraft, um sich engagiert gegen Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen, sondern lebt ihre eigenen Werte vor, ohne diese in den Vordergrund zu drängen. Sie ist nicht moralisierend und auch nicht unfehlbar; sogar sehr humorvoll, aber immer Feministin und Antirassistin.“ Sie sei fokussiert und beharrlich, wenn es darum geht, gesellschaftliche Probleme zu erkennen und Lösungen herbeizuführen: „So lange es Menschen gibt, die Unterstützung benötigen, um Zugang zu gesellschaftlichen Teilhabesystemen zu bekommen und so lange es eklatante Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern gibt, so lange wird Margaret sich einsetzen und kämpfen.“
Aus zwei Gründen fühlte sich Dr. Margaret Brugman besonders geehrt: „Einerseits die Anerkennung von Gleichberechtigung, die mich bewegt und noch immer für viele unbekannt ist oder sogar ignoriert wird, und zum anderen die Verbindung zu meinen Kolleg*innen vom Fachbereich Migration der AWO, die mich nominiert haben“, sagte sie in ihrer Dankesrede. Die Preisverleihung stärke ihre Motivation für die Arbeit im Fachbereich Migration der AWO Bremerhaven: Migrationsberatung, EU-Beratung für die am stärksten Benachteiligten Menschen, Frauen*kurse, Willkommenskurse für neuzugewanderte Schüler*innen, die Beratungsstelle MARIE für Sexarbeiter*innen, die Sprachagentur für alle Schulen und Kitas in Bremerhaven – alles zeitlich befristete Projekte. Die Zuwanderung und Flucht internationaler Familien werde aber nicht aufhören. Die Projekte brauchen deshalb aus Sicht der Preisträgerin „ohne Zweifel eine Verstetigung, eine Dauerfinanzierung“. „Echte Solidarität bedeutet, dass du dich für Gruppen einsetzt, zu denen du nicht gehörst“, betonte Dr. Brugman und versprach: „Ganz im Sinne der AWO-Gründerin Marie Juchacz werden wir uns weiterhin hartnäckig für die Gleichberechtigung einsetzen und dabei noch viele Hürden überwinden müssen.“
„Diskriminierung lässt sich nicht theoretisch, sondern nur durch konkretes Handeln bekämpfen“, sagte Andrea Buchelt, Vorsitzende des Landesfrauenrates: „Es ist uns daher wichtig, hier ein deutliches Zeichen zu setzen. Wir haben heute zwei Frauen mit Migrationsgeschichte geehrt, die viele Gemeinsamkeiten haben. Es gibt aber auch einen gravierenden Unterschied: Die eine kommt aus dem Herzen Europas, die andere aus Afrika. Es ist unser Ziel, dass sich beide in gleichem Ausmaß in unserem Bundesland wohlfühlen – eine Verantwortung, die auf uns allen ruht.“