AWO und KoKi zeigen die preisgekrönte Anti-Rassismus-Dokumentation "Schwarze Adler"
Erwin Kostedde war der Vorreiter – der erste dunkelhäutige Spieler in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Ich habe mich großartig gefühlt, das Trikot mit dem schwarzen Adler auf der Brust zu tragen“, sagt der Ex-Profi von Kickers Offenbach, Borussia Dortmund und Werder Bremen, „aber wirklich warm geworden mit dieser Mannschaft bin ich nie – tatsächlich habe ich es sogar bereut.“ Das ist ein Statement aus der preisgekrönten Dokumentation „Schwarze Adler“. Der AWO Kreisverband Bremerhaven und das Kommunale Kino (KoKi) haben den Film zum „Welttag gegen Rassismus“ im Cinemotion Kino gezeigt.
Zu den zwei Vorstellungen waren 160 Besucher*innen gekommen. Der Film des Regisseurs Torsten Körner und des Produzenten Leopold Hoesch thematisiert die Erlebnisse schwarzer und afrodeutscher Spieler*innen aus der deutschen Fußballnationalmannschaft und dem deutschen Profifußball. Guy Acolatse, Otto Addo, Gerald Asamoah, Anthony Baffoe, Cacau, Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Beverly Ranger, Shary Reeves und Jordan Torunarigha berichten von rassistischen Vorurteilen und Anfeindungen; aber auch von der integrativen Kraft des Sports. Shari Reeves: „Im Fußball habe ich eine unglaublich enge Gemeinschaft erfahren; aber außerhalb des Platzes merkte ich immer wieder: Ich gehöre nicht dazu und werde nicht akzeptiert, so wie ich bin.“
Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten, mit Hass- und Rassismuserfahrungen umzugehen. „Ich hab den größten Idioten-Chor der Welt dirigiert – da hab ich mir doch einen Spaß draus gemacht – und die, die haben es nicht gemerkt!“, erzählt Jimmy Hartwig, einst torgefährlicher Mittelfeldspieler beim Hamburger SV, von Schmäh-Gesängen aus der Bayern München-Fankurve. Jordan Torunarigha (Hertha BSC) dagegen war fast 40 Jahre später in einer ähnlichen Situation so erschüttert, dass er auf dem Spielfeld die Tränen nicht zurückhalten konnte. Gerald Asamoah, Teil der Nationalmannschaft bei der Sommermärchen-WM 2006, erzählt von sehr gemischten Erlebnissen: „Beim Team-Empfang am Brandenburger Tor feiern Dich 100.000 Menschen – ein paar Wochen später machen Zuschauer*innen im Stadion Affenlaute, wenn Du am Ball bist.“
Am Ende der ersten Vorstellung spendeten die Besucher*innen Beifall. „Das kommt wirklich nur selten vor – ein klares Zeichen, dass der Film die Zuschauer*innen sehr bewegt hat“, bemerkte Bernd Glawatty, Vorsitzender des Vereins Kommunales Kino. „Der Film war so heftig, schön, wichtig, beeindruckend, traurig - alles!“, sagte Dr. Margaret Brugman, Leiterin des Fachbereichs Migration bei der AWO Bremerhaven. Und auch bei AWO-Mitarbeiterin Kim Kummel, die mit ihren Eltern gekommen war, wirkte der Film nach: „Wir haben noch lange zusammengesessen und darüber gesprochen.“
In einer der Schlusssequenzen des Films sagt Gerald Asamoah: „Dann komme ich nach Hause und sehe meine kleine Tochter, die mit ihrer Freundin spielt. Ich setzt mich aufs Sofa, sehe den beiden zu und frage mich: Warum kriegen die Kinder das hin und wir älteren Menschen nicht?“ Und Beverly Ranger, die 1974 als zweite Frau das „Tor des Monats“ der ARD Sportschau schoss und sich eine chauvinistische Moderation von Ernst Huberty gefallen lassen musste, bilanziert: „Manche Menschen mögen sagen: wir sind schon weit gekommen und haben doch viel erreicht. Und ja: Im Vergleich zu den 1960-er Jahren mag das wohl durchaus sein. Aber sind wir schon weit genug? Ich denke nicht!“